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Diagnosetool Porsche 964 für ca. 1 Euro

Wer an seinem 964er Porsche selbst schraubt, findet es mitunter hilfreich auf den eingebauten Fehlerspeicher des Motors zugreifen zu können. Prinzipiell gibt es dafür drei Möglichkeiten:

  1. Er fährt in die Werkstatt und lässt den Speicher auslesen.
    Falls jedoch der Speicher öfter ausgelesen werden soll, etwa weil etwas nur sporadisch auftritt oder etwas ausprobiert wird, ist dieses Unterfangen auf Dauer zu umständlich.
  2. Er kauft sich einen Systemtester. Ein Systemtester kann natürlich wesentlich mehr als nur Fehlerauslesen, er kostet allerdings auch gern mal eine vierstellige Summe.
  3. Er kauft sich zwei LEDs und einen Widerstand für etwa 1 Euro, verbindet diese Bauteile und kann damit die Fehlercodes im Motorsteuergerät auslesen. Diese Möglichkeit wird im Folgenden detailliert beschrieben.
  4. Nachträglich habe ich eine weitere Möglichkeit entdeckt, die aber möglicherweise nicht an allen Autos funktioniert: Hierzu ist lediglich ein Lämpchen im Armaturenbrett zu tauschen. Die Beschreibung findet sich ganz unten in diesem Artikel.

Der schwierigste Teil des Projekts ist die Beschaffung der drei Bauteile. Obwohl diese Dinge heutzutage in fast jedem elektronischen Gerät zuhauf zu finden sind, wird die einzelne Beschaffung zunehmend schwieriger, da immer weniger Läden einzelne Bauteile führen.

Fündig werden kann man in einem defektem Elektrogerät, im Elektrofachhandel, oder notfalls im Versand, wobei es da Mindestbestellbeträge und Versandkosten gibt ; z.B. www.reichelt.de oder www.conrad.de

Benötigt werden:

2 LEDs beliebiger Farbe und Größe. (Eine LED kann leuchten und wird uns in diesem Anwendungsfall die Fehlercodes entgegenblinken.)
1 Widerstand mit ca. 470 Ohm und 0,25 Watt. (Der Widerstand ist nötig, um die LED nicht durchbrennen zu lassen)
1 Lüsterklemme, falls kein Lötkolben zur Hand ist. (Das sind die Dinger, die man benutzt, wenn man beispielsweise die Kabel einer Deckenlampe mit den Kabeln, die aus der Decke kommen, verbinden will.)

Sind die Teile beschafft, werden sie mit der Lüsterklemme oder mit Lötzinn verbunden. Die beiden LEDs werden antiparallel in Serie mit dem Widerstand geschaltet:

diag.gif (4578 Byte)

Wichtig ist, dass die beiden LEDs wie in der Zeichnung „vertauscht“ angeschlossen werden, d.h. dass der dickere Teil in der jeweiligen LED einmal links und einmal rechts liegt.

(Da eine LED nur in einer Richtung Strom durchlässt und damit leuchtet, würde bei einer falschen Polung später an der  Diagnosebuchse unser Auslesegerät mit nur einer LED nicht funktionieren. Deshalb wird die zweite LED in umgekehrter Richtung eingesetzt, so dass unabhängig davon, wie rum wir das Ding einstecken, immer eine der beiden LEDs leuchtet.)

Bei mir sieht das Ganze so aus (das 10-Cent-Stück verdeutlicht die Größenverhältnisse):

diag2.jpg (30547 Byte)

Nun begeben wir uns mit dem Ding zum Auto und suchen den entsprechenden Anschluss. Im Beifahrerfußraum finden wir unterhalb und rechts des Handschuhfachs die Diagnosebuchse, die mit einem runden Deckel verschlossen ist. Dieser Deckel wird abgenommen.

diag3.jpg (22725 Byte)

Die Diagnosebuchse weist mehrere einzelne Anschlüsse auf, die jedoch nicht alle belegt sind. Jeder Anschluss trägt eine Nummer, die winzigklein jeweils daneben eingeprägt ist.

Wir stecken nun die beiden offenen Drähte unseres vorher angefertigten Gebildes in den Anschluss Nummer 13 und 15. (Durch die beiden LEDs ist es egal, wie herum wir das einstecken). Das sind zwei Anschlüsse, die in Fahrtrichtung gleich nach der 14 am weitesten vorne liegen.

diag4.jpg (68750 Byte)

Nach dem Einschalten der Zündung leuchtet eine der beiden LEDs.

Zur Ausgabe des Fehlercodes wird das Gaspedal bei stehendem Motor(!) bis zum Anschlag durchgetreten und gehalten. Nach etwa 3 - 5 Sekunden erlischt die LED kurz. Nun kann das Gaspedal losgelassen werden.

Nun kommt der interessante Teil:

Die Fehlercodeausgabe beginnt zunächst immer mit einem langen Leuchtsignal. Darauf folgt der eigentliche Code.

Ist alles in Ordnung und kein Fehler gespeichert, erscheint der Code 1500, d.h. das Blinksignal sieht so aus:

Lange an, Pause, dann 1-mal kurz an, Pause, dann 5-mal kurz an. Nullen werden nicht signalisiert.

Danach wiederholt sich die Signalfolge.

Folgende Codes können erscheinen:

permanenter
Fehler
sporadischer
Fehler
Problem mit
1500 kein Fehler vorhanden (15)
1000 Ausgabe Ende (1)
1111 1211 Batteriespannung
1112 1212 Leerlaufkontakt hat Masseschluss
1113 1213 Volllastkontakt
1114 1214 Temperaturfühler 2
1115 1215 Leerlaufkontakt hat Unterbrechung
1121 1221 Luftmengenmesser
1122 1222 Leerlaufsteller
1123 1223 Lambdaregelung ist am Anschlag
1124 1224 Lambdasonde
1125 1225 Ansauglufttemperaturfühler
1131 1231 Klopfsensor 1
1132 1232 Klopfsensor 2
1133 1233 Klopferkennung im Steuergerät
1134 1234 Hallgeber
1141 1241 Steuergerät
1143 1243 Tankbelüftungsventil
1144 1244 Resonanzklappe
1151 1251 Einspritzung Zyl. 1 (Ventil o. Steuergerät)
1152 1252 Einspritzung Zyl. 2 (Ventil o. Steuergerät)
1153 1253 Einspritzung Zyl. 3 (Ventil o. Steuergerät)
1154 1254 Einspritzung Zyl. 4 (Ventil o. Steuergerät)
1155 1255 Einspritzung Zyl. 5 (Ventil o. Steuergerät)
1156 1256 Einspritzung Zyl. 6 (Ventil o. Steuergerät)

Sind mehrer Fehler gespeichert, wird durch erneutes Betätigen des Gaspedals zum nächsten Code weitergeschaltet. Dies sollte solange wiederholt werden bis der Code 1 erscheint, der das Ende der Ausgabe signalisiert.

Anschließend können die gespeicherten Fehler durch ein mindestens 10-sekündiges vollständiges Niederdrücken des Gaspedals gelöscht werden.

Viel Spaß damit!

Ich hoffe, das Ganze hilft irgendwann irgendjemandem weiter. Für Kritik und Anregungen bin ich recht empfänglich unter dieser Mailadresse: feet22@googlemail.com

 

 

Nachtrag:

Laut Schaltplan kann das oben beschriebene Ausblinken des Fehlercodes auch durch die sog. CHECK ENGINE - Leuchte erfolgen. Dieses Lämpchen befindet in dem Instrument links neben dem Drehzahlmesser - und dort unten links. Bei meinem Auto, einem 92er C2, war lediglich ein Blindstopfen eingesetzt, den ich durch ein Lämpchen ersetzte. 

Das Verfahren des Ausblinkens erfolgt genau wie oben beschrieben über dieses Lämpchen, daher ist keine Bastelei mit LEDs mehr erforderlich und man hat es jederzeit dabei.

Einbau: Das gesamte Instrument ist auf einfache Weise - dafür aber recht stramm - ins Armaturenbrett gesteckt und lässt sich durch vorsichtiges Ziehen mit Unterstützung einer breiten Klinge herausziehen. Auf der Rückseite befinden sich zwei Stecker, mit jeweils einer Haltenase. Jede dieser beiden wird vorsichtig etwas angehoben und der dazugehörige Stecker abgezogen.
Nun hat man das Instrument in der Hand: Auf der Rückseite befinden sich die Lämpchenfassungen. Eine solche Fassung hat eine Art Bajonettsockel, d.h. sie lässt sich nach einer kleinen Linksdrehung nach hinten herausziehen.
Nun wird der Blindstopfen hinter dem  Check-Engine-Lampenfeld gesucht (von hinten betrachtet unten rechts), herausgenommen und durch ein Lämpchen ersetzt. Bei meinem Auto fand ich ein unbenutztes Lämpchen hinter einem Differentialsperrenlampenfeld für den C4, das bei einem C2 natürlich auf ewig ungenutzt bleibt. Genau dieses Lämpchen habe ich mit dem Blindstopfen vertauscht. Dann wird das Instrument nach dem Wiederanschluss der beiden Stecker wieder eingesteckt. Fertig.