Probleme mit Hunden...
Ein besonderes Verhältnis hat die GS allerdings zur häuslichen Tierwelt:
Ich habe nichts gegen Hunde.
Und die haben im allgemeinen auch nichts gegen mich.
Allerdings nur solange ich mich nicht auf dieser alten 750er Suzi durch die Gegend bewege.
Vom kalbsgroßen blonden Streuner bis hin zum erbsgroßen wohlmanikürtem Pekinesen:
Sobald sie meiner auf diesem Motorrad fahrend ansichtig werden, erwachen die niedersten
Urinstinkte der Vorzeit. Der Unterkiefer bewegt sich nach unten, jedes Nackenhaar nach
oben, die Lefze nach hinten und der gesamte Hund nach vorne. Begleitet wird die Attacke
von dem immer wieder erfrischenden Geräusch aus wütendem Gebell und Geknurre, das nur
ein bis zum äußersten gereizter Hund zu produzieren imstande ist.
Nicht, daß mich das stören würde.
Im Gegenteil.
Es reißt mich immer wieder aus dem faden Trott des grauen Motorradalltags, wenn ein
solcher Hund lärmend neben dem Motorrad herrennt, sich aber ob der fahrenden Maschine
nicht traut, den letzten halben Meter zu überwinden und zuzubeißen. Dieser wichtige
Sicherheitsabstand verändert sich proportional zur Fahrgeschwindigkeit und kann damit
passend zur Größe des Hundes eingestellt werden. Die Wut des Hundes oder des
zurückbleibenden Hundehalters kann durch zusätzliches Fuchteln mit Arm oder Bein,
Grimassenschneiden oder Anfeuerungsrufe noch gesteigert werden.
Ein wohlabgestimmtes biologisches Gleichgewicht also.
Bis gestern.
Ein unangeleinter Hund, längere Haare, mittelgroß, liegt am Wegesrand und beobachtet
gelangweilt den Verkehr. Seine Gemütsruhe läßt sich auch angesichts der Katze, die
schräg gegenüber vorbeischlendert, nicht beeindrucken.
Ich rolle gerade im großen Gang heran, setze mich zurecht, schalte einen Gang runter und
gebe leicht Gas. Die Suzi ändert die Tonart entsprechend, der Kopf des Hundes, der gerade
noch zwischen den Pfoten auf dem Boden lag, ruckt hoch. Der Hund fixiert mich, springt auf
und beginnt in seiner aufkeimenden Wut apoplektisch zu zittern. Um nicht zu schnell zu
werden und dem Hund damit der Möglichkeit des Nebenherrennens zu berauben, nehme ich das
Gas wieder weg. Im Vorbeifahren nimmt der Hund Maß, beschleunigt und synchronisiert auf
mein Tempo neben dem Motorrad. Durch die oben erwähnte Mischung aus Bellen, Knurren und
Geifern gibt er mir unmißverständlich zu verstehen, daß er sich gerade entschlossen
hat, mich zu beißen, sobald er Gelegenheit dazu erhält.
Nun ist es beim Motorradfahren generell eine gute Idee, sein Hauptaugenmerk wenigstens ab
und zu nach vorne zu richten. Ein diesbezüglicher Blick zeigt mir, daß in einiger
Entfernung eine Ampel gerade dabei ist, auf Rot zu springen.
*SCHLUCK!*
Ich wende meinen Blick wieder auf den Hund. Irgendwie hat der sich verändert. War der
nicht eben noch viel kleiner?
Was jetzt? Zwei Gänge runter, Vollgas und über die Kreuzung?
Zu spät! Der Querverkehr setzt bereits ein.
Die Ampel kommt schnell näher.
Langsamer werden? Dann kommt der Hund näher.
Ans Stehenbleiben darf ich gar nicht denken.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß mir die Situation entgleitet.
Der Hund scheint indes noch weiter gewachsen zu sein, die Fangzähne erinnern an die eines
prähistorischen Säbelzahntigers und außerdem hat er jetzt ein fieses, hämisches
Grinsen im Gesicht, das er trotz seiner wutverzerrten Fratze astrein 'rüberbringt.
Er weiß genau, daß ich nun die Wahl habe, vom Querverkehr oder von ihm persönlich
zerfetzt zu werden. Sind alle Hunde so gemein?
Doch die Rettung naht in Form einer kleinen Lücke in dem nach rechts fahrenden
Querverkehr. Durch beherztes Rechtsabbiegen in Tateinheit mit schwerem Rotlichtverstoß
und verschärftem Gasgeben entkomme ich sowohl dem garstigen Hundevieh als auch der
mißlichen Situation. Im Rückspiegel sehe ich den wieder auf Normalmaß geschrumpften
Hund in triumphierender Pose an der Ampel stehen.
Wenigstens hat er mir nicht den Mittelfinger rausgestreckt.
Ich frage mich, warum die Hunde nur dieses spezielle Motorrad nicht mögen....